15.07.’21 | So war’s mit Claudia Roth und Tina Prietz in Erlangen

Mit Herz und Haltung fürs Klima

…lautete das Thema für den Wahlkampfauftakt der Erlanger GRÜNEN, zu dem Tina Prietz, unsere Direktkandidatin, und die Erlanger GRÜNEN Claudia Roth, die Vizepräsidentin des Bundestages und Spitzenkandidatin der Bayerischen Grünen in den Garten des Treffpunkt Röthelheim eingeladen haben.

Beide Rednerinnen zeigten sich tief betroffen von den Hochwasserereignissen vor kurzem bei uns in Franken, nun aber noch viel stärker in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und sprachen gleichzeitig ihr Mitgefühl für die Betroffenen sowie ihren Dank an die unzähligen Helfer aus.

Auch der Himmel über Erlangen war wolkenverhangen als Tina Prietz in einer sehr packenden Rede Ursachen und Folgen des Klimawandels thematisierte und wie wichtig es ist, dass wir jetzt nach 16 Jahren Stillstand endlich den Klimaaufbruch starten. Denn zum einen sind die Klimaziele des Pariser Abkommens und der EU und erst recht das bahnbrechende Urteil des Bundesverfassungsgerichtes Aufforderung für konkrete Maßnahmen, zum anderen sieht aber Tina Prietz in einer entschlossenen Klimapolitik und umfassenden Investitionen in den Klimaschutz auch die entscheidende Basis für Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in der Zukunft.

Im zweiten Teil der Rede von Tina Prietz spürten wir, wie sehr der Klimaschutz ihre Herzensangelegenheit ist. Aus Angst vor den zukünftigen Folgen für unsere Erde hat sie sich der Politik und hier insbesondere dem Klima verschrieben und möchte nun die Menschen auf diesem Weg mitnehmen, sie unterstützen bei den Veränderungen, die der Klimaschutz für jeden von uns bedeutet und ihnen die Angst davor nehmen. Und so kam Tina Prietz fast ins Schwärmen als sie uns Zuhörer*innen schilderte, wie wir von den Klimaschutzmaßnahmen, wie zum Beispiel der Verkehrswende auch konkret profitieren werden: sei es als Bewohner des Erlanger Umlands, die durch einen besseren ÖPNV auch ohne Auto mobiler werden. Sei es, dass die Städte lebenswerter werden, wenn die Straßen und Plätze nicht mehr vorrangig den Autos zur Verfügung stehen, sondern auch den Fahrrädern und uns Menschen.

Während den Reden kam der Regen – aber keiner verließ den Platz, sondern hörte zu, als Claudia Roth einen noch weiteren Bogen spannte über die Klimakrise hinaus und zwar jeweils bezogen auf die Herausforderungen in Deutschland und weltweit.

Zuerst erinnerte sie uns daran, dass wir bei aller Freude über jetzt wieder mehr soziale Kontakte nicht vergessen dürfen, dass gerade global die Corona-Pandemie noch nicht bewältigt ist, da erst ein sehr kleiner Teil der Menschheit weltweit geimpft ist. Aber auch in Deutschland haben wir noch mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, sei es die Umsetzung fairer Einkommen in der Pflege oder die Aufhebung der sozialen Spaltung bezogen auf die Bildung der Kinder.

Und das Gleiche gilt natürlich auch für die Bewältigung der Herausforderungen durch den Klimawandel. Klimaschutz- und Klimawandelanpassungen werden beide sehr viel Geld kosten. Um einer weiteren Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Transformation notwendig: sozial Benachteiligte müssen stärker entlastet werden als Wohlhabende und das gelingt durch die Rückgabe der Einnahmen durch den CO2-Preis an die Bürger*innen, eine Garantiesicherung, eine Anhebung des Mindestlohns und weitere Maßnahmen für faire Löhne. Insgesamt sehen die GRÜNEN deswegen keinen Spielraum für pauschale Entlastungen oder eine strikte Einhaltung der Schuldenbremse. Weitere Finanzierungsquellen sind die Begrenzung der Steuerflucht und der Abbau ökologisch schädlicher Subventionen.

Zum Glück besserte sich das Wetter wieder und Claudia Roth konnte in ihrer Rede noch eine Vielzahl weiterer Themen streifen und gerade bei diesen Themen sowie im Kontakt mit den zum Teil noch recht jungen Zuhörer*innen spürte man, dass Claudia Roths Herz nicht nur für das Klima und den Erhalt der Lebensgrundlagen schlägt, sondern insbesondere auch für die Menschen und zwar insbesondere für die, die es etwas schwerer haben, wie zum Beispiel Kinder, die in Armut aufwachsen, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung oder Geflüchtete. Für alle, die Angst haben, den Grünen gehe es nur ums Klima betonte die Bundestagsvizepräsidentin: „Wir werden nicht schweigen zu Kara Tepe und der Situation, in der sich junge Männer, Frauen und Kinder befinden, die in unwürdigen Verhältnissen jahrelang auf einen Platz zum Leben warten. Wir werden nicht schweigen, wenn wieder und wieder Menschen, vor allem aus Bayern nach Afghanistan abgeschoben werden..“

Insgesamt also ein sehr gelungener Wahlkampfauftakt, der mit Hilfe von zwei Gebärdendolmetscher*innen und einem Livestream noch weitere Kreise als die vor Ort Anwesenden erreichen konnte und Claudia Roth motivierte uns abschließend noch mit einem leicht abgewandelten Brecht-Zitat:

„Ändere die Regierung, die Welt braucht es.“

Ihr ganzes Charisma und ihre Schlagkraft konnte Claudia Roth im Anschluss in der Diskussion mit dem Publikum beweisen. Da waren etliche Jungs, die sich eigentlich zum Kicken im Röthelheim verabredet hatten und die tatsächlich bei der Politveranstaltung hängen blieben. Auch sie wollten Fragen stellen: Wie ist es mit Israel und Palästina? (Ich hoffe sehr, dass die neue Regierung, die aus so vielen Teilen und Gruppen besteht, es schafft, einen Weg zur Aussöhnung zu finden und ja: auch die Palästinenser*innen haben ein Recht auf einen eigenen Staat.) Was ist das größte Land der Welt? (In -Irkutsk, in Russland hatte es immer so minus 40 Grad. Jetzt wurden dort 20 Grad plus gemessen. Die Böden tauen auf, Häuser versinken, Atomkraftwerke stehen nicht mehr sicher..) Sind sie gegen Schwule?  Die Antwort von Claudia: Deine Frage ist eine Beleidigung. Ich sage doch auch nicht: ich bin gegen Männer mit schwarzen Locken oder Frauen, die kleiner sind als 1,50. Alle sind unterschiedlich. Wir Grüne sind der festen Überzeugung, dass jeder so sein darf wie er ist, niemand hat es sich ausgesucht, man wurde einfach so geboren. Ob jemand hetero, bi oder schwul oder lesbisch ist, das ist eine Eigenschaft, wie die Augenfarbe und die kann und darf keine Rolle spielen, ob jemand die gleichen Rechte bekommt oder nicht.) Am Ende der Veranstaltung meldete sich ein junger Teilnehmer und sagte: „Ich möchte mich für das peinliche Verhalten von einigen entschuldigen. Danke, dass Sie an die Zukunft denken. Anderen Parteien ist das egal, die denken an jetzt oder an die Wahl. Sie haben gezeigt, dass es ihnen um die Welt und das Leben hier von uns geht.“ Applaus. So war die Veranstaltung etwas anders und lebhafter, als erwartet, aber mit guten Fragen.. oder jedenfalls noch besseren Antworten unserer wunderbaren Claudia Roth zu Ende gegangen, die hinterher auch noch bereitwillig Autogramme verteilte.

Nutzen wir also am 26. September unsere Stimmzettel in diesem Sinne.

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